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Babylon

Damien Chazelle wird in Hollywood gerne als Wunderkind bezeichnet. "Whiplash", "La La Land" und "Aufbruch zum Mond" waren alle bei den Oscars omnipräsent. Mit 38 Jahren solch eine Filmographie und einen Erfolg aufzuweisen, kann einem zu Kopf steigen. Und genau das Problem sehe ich bei "Babylon". 

"Die Geschichte des Kinos ist ein ständiger Wandel und die Technik entwickelt sich immer weiter. Manny Torres (Diego Calva), ein ehrgeiziger Schauspieler und Sohn mexikanischer Einwanderer, erlebt diesen Fortschritt hinter den Kulissen der Traumfabrik mit eigenen Augen. Doch es bahnt sich eine tiefe Krise für etablierte Stars wie Jack Conrad (Brad Pitt) oder aufstrebende Sternchen wie Nellie LaRoy (Margot Robbie) an, denn der Tonfilm steht vor der Tür. Die größten Stars der Branche müssen um ihre Karriere fürchten, während Jazz, opulente Partys, Sex, Drogen und Alkohol Hollywood immer noch immer fest im Griff haben. Die Epoche, in der das Kino das Sprechen erlernt hat, ist für viele Schauspieler*innen eine Zeit des Abschieds. Vor allem, wenn es mit dem Geld knapp wird, können es auch Publikumsmagneten wie Nellie LaRoy nicht vermeiden, sich mit fadenscheinigen Gestalten einzulassen – und plötzlich geht es nicht nur vor der Kamera um Leben und Tod..." (Quelle: Filmstarts.de) Inszenatorisch ist das weiterhin große Klasse. Die Darsteller sind großartig, die Kamerfahrten unglaublich aufwendig und beeindruckend, die Kostüme und das Bühnenbild tadellos und die Musik weltklasse. Es ist eine Kunst, ein riesiges Talent von Nöten, all dies zu dirigieren und einen wundervollen Einklang aller Elemente zu schaffen. Doch es ist eben auch die Aufgabe eines Regisseurs zu erkennen, wenn es zu viel ist, wenn man sich von etwas trennen muss. Das gelingt ihm hier leider nicht immer. Als ich aus dem Kino kam, war ich enttäuscht, war angewidert, wollte den Film nie wieder sehen. Ich hatte eine lange Kritik geschrieben, warum mich der Film enttäuscht zurücklässt. Einen Tag später war das Gefühl ein ganz anderes. Ich musste nach wie vor über den Film nachdenken und er wird im Gedächtnis immer besser. Man kann den Film in einen Prolog, drei Mittelteile und einen Epilog unterteilen. Der Prolog zeigt eine riesige exzessive Party mit Drogen, Sex, Musik und einem Elfanten. Irgendwie all das, was der Film dann im weiteren Verlauf detailliert zeigen möchte. Der erste Teil ist der Aufstieg zum Star, der zweite ist das Leben als Star und der dritte ist der Absturz und der Epilog blickt nochmal zurück und in die Zukunft der Figuren und der Industrie. Und das macht den Film im Nachhinein so großartig, weil er auch immer wieder im Pacing variiert. Diese drei Teile enden jeweils in einem großen Showdown und diese werden erstaunlich gut aufgebaut und inszeniert. Der Soundtrack spiegelt diese Struktur weltklasse wieder. Die Filmindustrie wird vor allem in den ersten zwei Teilen äußerst interessant dargestellt und unglaublich detailliert und spannend. Der letzte Teil wird dann zunehmend unangenehm und schon fast horrormäßig. Aber insgesamt ist der Film zu lange. Man hätte ihn deutlich kürzen können um das Erlebnis runder machen. Aber auch wenn ich das erste Mal anders dachte, ich möchte den Film nochmal sehen. Die Inszenierung, Margot Robbies Performance und die Musik sind einfach zu gut. Zielgruppe des Films sind aber definitiv Filmenthusiasten. Denn jeder, der sich nicht tiefgreifend mit der Industrie und dem Handwerk beschäftigt, wird genervt aus dem Saal gehen. Fazit: "Babylon" erzählt keine neue Geschichte, aber diese auf eine Weise, wie man sie so noch nie zu sehen bekommen hat. Damien Chazelle wirft wirklich alles in diesen Film und das ist insgesamt dann wahrscheinlich doch etwas zu viel. Aber für Filmfans dennoch eine große Empfehlung!