Wes Anderson ist sehr bekannt für seinen visuellen Stil und seine eigene Art Filme zu inszenieren. Mit "Grand Budapest Hotel" perfektionierte er seinen Stil und wurde zurecht mit Oscarnominierungen überhäuft. Jedoch kann diese Art des Filmemachens auch eine Überflutung von Sinnen sein. Dies zeigt "French Dispatch"... "Das amerikanische Magazin The French Dispatch ist ein Ableger der Zeitung Liberty, Kansas Evening Star, dessen Redaktion sich in der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé befindet. Gegründet wurden der Evening Star und der French Dispatch von Arthur Howitzer Jr., der das Magazin 50 Jahre lang leitete und nun verstorben ist. Seine Angestellten erinnern sich an Howitzer zurück und vier große Geschichten, die in der Zeitung veröffentlicht wurden, werden zum Leben erweckt: Der im Gefängnis sitzende Maler Moses Rosenthaler findet in seiner Wärterin Simone Muse und Model. Die Reporterin Lucinda Krementz beginnt eine Affäre mit dem Revoluzzer Zeffirelli und zweifelt an ihrer journalistischen Integrität. Ein radelnder Reporter schreibt Reiseberichte aus den schlimmsten Ecken der Stadt, und als der Sohn des Kommissars entführt wird, kann ihn nur der Koch retten..." (Quelle: Camera Zwo) Es sind einzelne Kurzgeschichten, die nacheinander, auf Wes Andersons typische Art und Weise, erzählt werden. Symmetrische Bilder, treibende Musik, Oberacting und großartig designten Sety. Leider hat der Film eigentlich keinen roten Faden, nur eine Rahmengeschichte über die Entstehung des "French Dispatch". Durch die Unabhängigkeit der einzelnen Geschichten kann sich Wes Anderson hier komplett austoben. Während er sich in visueller Perfektion hier wieder fast selbst übertrifft, jedes einzelne Bild ist ein Kunstwerk für sich, fällt ihm der fehlende rote Faden und seine ewig langen Dialoge auf die Füße. Zu Beginn gab es noch einige Lacher im Kinosaal, doch mit fortschreitender Länge wurden diese immer weniger, bis man irgendwann nur noch aufs Ende hoffte. Wes Anderson erzählt viel über Bilder und beherrscht visuellen Humor wie kein anderer. Doch die skurilen Dialoge, die sonst immer kurz und aussagekräftig sind, ziehen sich hier in die Länge und überfrachten die Sinne. Auf die visuellen Botschaften zu schauen und gleichzeitig überfrachteten und komplizierten Monologen zuzuhören ist vor allem nach einem langen Arbeitstag nicht mehr möglich. Wegen Überanstrengung des Gehirns fiel ich ein-, zweimal kurzzeitig in einen Sekundenschlaf. Es wird oft davon gesprochen, dass Schauspieler verschenkt sind. Mich hat das noch nie gestört, aber hier trifft es definitiv zu. Wenn ein Christoph Waltz oder ein Willem Dafoe in kurzen Rollen mit nur einem!!! Satz auftauchen, ist dies zwar lustig, aber hat keinen Mehrwert. Wie gesagt, ich finde es nicht schlimm, aber vor allem aufgrund der besonderen Erzählweise des Filmes tut sich Wes Anderson keinen gefallen damit. Es ist dann einfach irgendwann zu viel zu verarbeiten. Zu viel Stilmittel hier, zu viel nervige Musik da, zu langer Dialog hier und zu viel Overacting wieder da. Fazit: "French Dispatch" ist definitiv ein Wes Anderson Film. Doch leider ist der Film zu viel Wes Anderson. Es handelt sich definitiv um ein Kunstwerk und für Arthouse-Fans ist es wirklich einen Kinogang wert. Doch hier gilt wirklich Style über Substance und dadurch wird der Film spätestens in der Mitte zäh. Schade!