· 

The Last Duel

Lange Zeit schien es, dass Ben Affleck und Matt Damon, nach ihrem Drehbuch-Oscar für "Good Will Hunting", kein Drehbuch mehr schreiben werden. Sagt man doch, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist. Doch die Story des realen Ereignisses von "The Last Duel" war ihnen wichtig genug um als Drehbuchschreiber zurückzukehren. Als Schauspieler sind sie natürlich auch dabei und man konnte Regiemeister Ridley Scott gewinnen um das Drehbuch zu verfilmen.

 

"Gegen den Knappen Jacques Le Gris wird eine schwere Anschuldigung erhoben. Laut Aussage von Marguerite de Carrouges, der Ehefrau des Ritters Jean de Carrouges, wurde sie von ihm vergewaltigt und dieser erhebt Klage beim König. Charles VI. entscheidet, dass die Schuldfrage nur mit einem Duell der Kontrahenten zu klären ist. Ein zweischneidiges Schwert, denn - sollte der Knappe siegen - bedeutete dies nicht nur den Tod des Ritters, auch seine Frau Marguerite müsste sterben..." (Quelle: Verleih)

 

Vergessen sollte man allerdings auch nicht, dass die beiden Drehbuchautoren von Nicole Holofcener Unterstützung bekommen. Das ist vor allem wichtig zu wissen, da die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Der Film ist sozusagen gedrittelt worden. Das erste Drittel dreht sich um die Perspektive von Jean de Carrouges, das zweite um Jacques de Gris und das dritte um Marguerite. Die Perspektiven der Männer wurden von Ben Affleck und Matt Damon geschrieben und die weibliche Perspektive wurde von Nicole Holofcener verfasst. Diese Tatsache sorgt dafür, dass die Perspektiven sehr authentisch umgesetzt wirken. Als Beispiel wird der Film "Rashomon" von Akira Kurosawa genannt. Diese Art des Geschichtenerzählens fühlt sich an wie das Spiel "Finde den Fehler im Bild". Jede Person fasst eine Situation anders auf und dadurch gibt es auch Abweichungen. Das große Ganze ist immer dasselbe, aber es gibt immer kleine Veränderungen, sei es ein Schuh, der etwas später ausgezogen wird oder auch kleine Dialoge, die sich verändern. Die Figuren wirken aber, als hätten sie in jeder dieser drei Geschichten einen anderen Charakter und das macht den ganzen Spaß an dem Film aus.

 

Wer sich hier aber einen neuen "Gladiator" im Mitelalter erwartet, wartet vergeblich. Wer aber "Good Will Hunting" gesehen hat, weiß, dass unsere Drehbuchautoren menschliche Geschichten erzählen, die einem Nahe gehen und möglichst authentisch sind. Dieser Film hat seine Kampfsequenzen und diese sind fantastisch umgesetzt und extrem blutig. Während den Kämpfen gruben sich meine Hände wirklich in den Sitz. Insgesamt ist der Film aber sehr dialoglastig. Diese Dialoge sind aber enorm spannend.

 

Man erhält hier aber auch ein tolles Mittelalterfeeling. Ich hätte das absolut nicht erwartet, aber die erste Hälfte des Filmes alleine war ich so begeistert von der Atmosphäre die erzeugt wird bevor ich mich vollkommen auf die Story fokussieren konnte. Das Zusammenspiel aus authentischer, so weit ich das beurteilen kann, mittelalterlicher Musik, toller kostüme und atemberaubenden Setpieces ist unglaublich gut.

 

Mit Adam Driver, Matt Damon und Ben Affleck hat man die männliche Seite enorm fantsatisch besetzt. Vor allem Ben Affleck als Pierre macht so viel Spaß. Das Highlight ist aber zweifelsohne Jodie Comer als Marguerite. Sie ist die Figur, die durch die drei Geschichten wohl am meisten Veränderung durchmacht. Aber jede Facette bei ihr passt und vor allem in ihrem Drittel zaubert sie minütlich Gänsehaut. Wenn es dann langsam gegen Ende geht und alles aufgeklärt wird, hebt sie sich dann endgültig ab und zeigt aller Welt was sie kann, spielt jeden an die Wand und präsentiert genau das Bild einer Frau, dass jeder Mensch auf der Welt haben sollte.

 

Ganz vergessen bei dem tollen Gesamtpaket ist die Geschichte, die eigentlich erzählt wird. Die Geschichte der Vergewaltigung wird sehr grausam dargestellt, stellt aber eine sehr starke Frau in den Vordergrund, die als Vorbild für alle Frauen fungiert, die solch ein Erfahrung machen mussten. Da sich dies bereits im 14. Jahrhundert abgespielt hat, ist es aber auch erschreckend zu sehen, dass sich seit dem nicht viel auf der Welt verändert hat.

 

Fazit: "The Last Duel" ist der Film, der dieses Jahr mit "Promising Young Woman" wohl am wichtigsten ist. Man kann gar nicht genug beschreiben, warum sich jeder diesen Film anschauen sollte. Sei es die Geschichte selbst, die Inszenierung, das Drehbuch, die Schauspieler, die Musik und und und. Ein definitves Muss für alle die Kino lieben!