Marvel hat die Wartezeit auf Marvel-Filme durch sehr gelungene Serien verkürzt. Superheldenmüdigkeit ist bei vielen tatsächlich da, außer bei Marvel-Projekten. Dort hat die Fanbase die vergangenen Jahre eher noch zugenommen. Ergebnis war ein voller Saal, unter Coronabedingungen, obwohl der Film parallel auch auf Disney+ mit dem Premier Access gestreamt werden kann. Dies war ein Grund für viele Kinos diesen Film und zukünftige Disney Projekte zu boykottieren. Ein Verhalten, dass niemand so richtig versteht, über das es hier aber nicht gehen soll. Scarlett Johansson bekommt jedenfalls nach 11 Jahren endlich ihren Soloauftritt, der der Figur Black Widow einen würdigen Abschied bereitet.
"In Marvel Studios actiongeladenem Spionage-Thriller “Black Widow” stellt sich Natasha Romanoff alias Black Widow den
dunkleren Seiten ihres bisherigen Lebens, als sich eine gefährliche Verschwörung mit Verbindungen zu ihrer Vergangenheit auftut. Verfolgt von einer Macht, die vor nichts zurückschrecken wird, um
sie zu Fall zu bringen, muss sie sich mit ihrer Vorgeschichte als Spionin und den zerbrochenen Beziehungen auseinandersetzen, die sie hinterlassen hat, lange bevor sie ein Avenger wurde."
(Quelle: Disney)
Für viele kommt dieser Film zu spät! Schließlich spielt er nach "The First Avenger: Civil War" und vor "Avengers: Infinity War". Man kann ihn in einem Rewatch auch perfekt dort einordnen. Doch wenn Marvel ein solches Projekt zu einer bestimmten Zeit veröffentlicht, kann man davon ausgehen, dass es einen Grund dafür gibt. Ohne zu viel zu verraten den hat er! Spätestens bei der Abspann-Szene sollte es jedem klar werden...
"Black Widow" ist aber auch ein Abschied einer Figur, die das MCU seit Beginn an geprägt hat und für viele eine Lieblingsfigur darstellt. Ihr Tod in "Avengers: Endgame" schockierte die Fangemeinde und so ist der Film ein Geschenk für die Fans, ein letztes Mal zweieinhalb Stunden mit Natasha Romanoff zu verbringen. Gleichzeitig lernen wir aber auch einige neue Charaktere kennen, die in der Zukunft wichtig werden und auch schon bald wieder auftauchen.
Eine dieser Figuren ist die von Florence Pugh gespielte Yelena Belova. Florence Pugh hat die letzten Jahren bereits mehrfach bewiesen, welch tolle Schauspielerin sie ist und bereits eine Oscarnominierung eingefahren. Nun darf sie in einem großen Blockbuster ran und mit ihrer Art der Mimik und Gestik ist sie nicht nur verdammt witzig, sondern geht auch immer wieder unter die Haut und zeigt so, dass sie eine würdige "Nachfolgerin" von Scarlett Johansson ist. Ihr nächster Auftritt ist in der "Hawkeye"-Serie mit Jeremy Renner und Hailee Steinfeld. Eine andere Rolle hat der von David Harbour gespielte Red Guardian, das Captain America-Pendant aus der UdSSR. Er ist "nur" als Comic Relief in diesem Film, aber wer David Harbour spätestens nach seiner Rolle als Cop in "Stranger Things" nicht mag, ist selbst Schuld. Jeder seiner Witze sitzt und auch die Flirts mit Rachel Weisz' Charakter ist fantastisch. Zuletzt ist da ja auch immer noch Scarlett Johansson. Man muss eigentlich nicht mehr erzählen, welch eine tolle Schauspielerin sie ist und die Rolle der Black Widow kann sie mittlerweile im Schlaf spielen.
Ein wichtiges Stichwort ist Rachel Weisz. Sie ist die Frau von Daniel Craig, der bekanntermaßen dieses Jahr zum letzten Mal in der Rolle des James Bonds zu sehen sein wird. Und wenn man den Film jetzt genau beschreiben würde, würde man sagen Marvel trifft "James Bond" trifft "Mission: Impossible". Marvel zeichnet sich immer wieder mit einem neuen Stil innerhalb des MCU's aus und "Black Widow" ist eben ein Spionagefilm und Natasha Romanoff hat sogar ihren eigenen Q.
Die Effekte sind auf klassischem Marvel-Niveau und die Gags sitzen für gewöhnlich sehr gut. Auch die klassischen Probleme, die Kritiker oft bemängeln, wie das "Anteasern" von Figuren, die eher flach ausfallen um später näher beleuchtet zu werden, gibt es auch. Auch über den Böswicht kann man sich streiten, doch die Nähe zu früheren "James Bond"-Filmen lässt sich auch hier nicht bestreiten und darüber hat sich auch niemand beschwert. Die CGI-Schlacht am Ende ist vielleicht dann auch etwas zu viel, doch sie fiel viel kleiner und intimer aus, als es im Trailer aussah.
Am Ende möchte ich aber noch über eine Art der Filminszenierung ansprechen, die künftige Marvel-Filme immer weiter ausbauen werden. Marvel entschied sich für "Black Widow" und künftige Filme für Indie-Regisseure und Regisseurinnen. Bedeutet, dass diese Regisseure und Regisseurinnen normalerweiese kleine, "billige" Filme inszenieren. Oft haben diese aber ein tolles Gespür für zwischenmenschliche Gefühle. Vor allem diese Passagen machen diesen Film einzigartig und heben ihn aus der Masse an Action-Filmen hervor. Gerade deshalb ist die Zukunft des MCU auch aus Sicht eines Filmliebhabers sehr interessant und spannend.
Fazit: "Black Widow" ist ein würdiger Abschied einer MCU-Ikone und ein neuer Anfang für die nächste Generation. Aber auch als Einzelfilm kann er überzeugen. Mein Werbespruch "Marvel meets "James Bond" meets "Mission: Impossible"" sollte jeden überzeugen, diesen großartigen Film im Kino zu schauen.