Wer dachte, dass das Superheldengenre bereits an seinem Content-Höhepunkt angekommen sei, der irrt sich gewaltig. Nachdem das Marvel Cinematic Universe große
Beliebtheit erlangte, möchte nun jeder ein Stück des Kuchens. So versucht DC bereits Jahre verzweifelt den Erfolg von Marvel zu erlangen. Doch Amazon Studios sind diejenigen, die den größten
Erfolg neben dem MCU feiern können. Kommende Woche versucht auch Netflix mit "Jupiters Legacy" auf den Erfolgszug aufzuspringen. Sie gehen dabei den selben Weg wie Amazon. Beide nehmen blutige,
erwachsenere Comics, die das Superheldengenre dekonstruieren! Nach der großartigen Serie "The Boys" wurde nun "Invincible" veröffentlicht! Klingt dann doch sehr vielversprechend...
"Als Mark Grayson mit siebzehn endlich Superkräfte bekommt, wird er wie sein Vater einer der größten Superhelden der Erde. All seine Träume werden wahr bis ein schreckliches Ereignis alle verändert." (Quelle: Amazon)
Der Erfolg von Marvel ist erschreckend, doch wenn man sich anschaut, wie harmonisch es hinter den Kulissen (meistens) zugeht, wundert es nicht, dass das Marvel Cinematic Universe seit Jahren die Kino- und Seriencharts anführt. Im Gegensatz zu DC gelingt dies auch Amazon. Amazon nimmt sich blutige, realistische Comics und verfilmt sie. Bei "The Boys" als Live-Action-Adaption und nun bei "Invincible" als Animationsadaption. Doch das entscheidende ist, dass hinter den Kulissen Harmonie herrscht und eine einheitliche Vision besteht.
Der Animationsstil wirkt auf den ersten Blick sehr "kindgerecht", doch dieser Eindruck wird schnell auf den Kopf gestellt, denn die Serie zeigt sehr viel Blut, abgetrennte Gliedmaßen und Eingeweiden. Und das ist dann auch mein größtes Problem! Im Vergleich zu anderen Superheldenproduktionen fehlen mir hier ein wenig die Emotionen in den Gesichtern, die durch die ausgewählte Zeichentrick-Animation nun mal nicht darstellbar sind. Mit dem Animationsstil bin ich bis zur letzten Folge nicht wirklich warm geworden. Ich finde es schade, dass in Zeiten, in denen sich Animationen immer mehr weiterentwickeln, in denen Filme wie "Spider-Man: A new Universe" und Serien wie "What if...?" entstehen, deren Animationen, frisch und comichaft begeistern können, ein solch "einfacher" Animationsstil ausgewählt wird. Dadurch entsteht zumindest bei mir eine gewisse Distanz zu den Figuren, die auch dazu führen, dass all die Emotionen, die ausgelöst werden sollen, bei mir oft ausbleiben. Hinzu kommt auch noch die Gewalt, die vor allem gegen Ende komplett übertrieben ist. Teilst überkam mich das Gefühl als hätte ein Animator Spaß an der Farbe rot und hätte überall ein bisschen davon hingespritzt.
Die Action ist auch so eine Sache. Durch eine Animation hat man viel mehr Spielraum um Kampfszenen darzustellen, aber man kann auch seiner Kreativität freien Lauf lassen. Dazu gehört für mich leider nicht die Kämpfe blutiger zu machen und das maximale Level an Gewalt zu erreichen! Das sind für mich Dinge, die bitter aufstoßen.
Gewalt in Filmen und Serien stehe ich sowieso immer sehr kritisch entgegen, wenn sie nicht der Geschichte dienen. Hier wurde die Gewalt etwas zu sehr ausgereizt.
Die umfassende Geschichte ist allerdings äußerst spannend und interessant auserzählt. Darüber hinaus wird auch mal weiter ausgeführt, was es bedeutet ein Superheld zu sein und wie man das Superheldendasein und das private Leben miteinander vereint. Ist zwar nichts neues, da es bereits in vielen Spider-Man-Filmen und -Serien erfolgreich aufgegriffen wurde, aber dennoch sympathisch.
Ebenso sind all die Charaktere hervorragend ausgestaltet und man versteht (meistens) warum sie tun, was sie eben tun. Auch die Interaktionen der Figuren funktioniert sehr stark und erzeugen einige tolle Charaktermomente. Dazu kommt noch ein starker Voice-Cast mit Darstellern wie Steven Yeun, Sandra Oh, J.K. Simmons und vielen anderen.
Am Ende hatte ich dann trotzdem viel Spaß, auch wenn die genannten Kritikpunkte im Hinterkopf bleiben und ich sie auch nicht leugnen kann.
Fazit: Gute Superhelden-Serie, mit interessanten Charakteren und einer spannender Geschichte, die trotz zu viel Gewalt und "einfacher" Animation, doch Lust auf mehr macht.
PS für Fans der Serie: Es wurde bereits eine zweite und dritte Staffel angekündigt!